Kino zu zweit

Vergangene Woche hatte Manuela Geburtstag, am 21. Februar vor 9 Jahren hat sie das erste Mal Frauenkleidung angezogen und sich schminken lassen. Seitdem ist viel passiert, ihr Kleiderschrank hat gigantische Dimensionen angenommen, sie kann sich selbst straßentauglich schminken und hin und wieder geht sie nach draußen. Ihre Leidenschaft lebt sie in Maßen aber doch regelmäßig aus, im Schnitt vielleicht einmal pro Woche für ein paar Stunden.

Heute hat sie sich selbst ein kleines Geburtstagsgeschenk gemacht, ein Kinobesuch zusammen mit ihrem Schatz, Kino zu zweit, ein Frauenabend. Wunder, das Drama um einen Jungen der durch einen Gendefekt im Gesicht entstellt ist. Ein Frauenfilm? Nicht unbedingt, es saßen nur Pärchen im Kino. Ein Karton Popcorn und ein paar Taschentücher falls die Tränen kommen. Ein wirklich gut gemachter Film.

Was sich in den 9 Jahren verändert hat? Es war ein Hobby und ist ein Hobby geblieben. Keine Geschlechtsidentitätsstörung, kein Wunsch nach mehr. Aber durch die Erfahrung mehr Spaß, besonders draußen. Die Menschen beißen nicht, allenfalls gucken sie. Entweder kurz oder auch länger. Manuela ist über 1,85 groß und hat ein markantes Gesicht, da fällt sie nun mal auf. Es gibt aber auch Menschen die überhaupt nicht reagieren, so wie die junge Frau an der Kinokasse. Freundlich aber völlig normal. Sowas ging anfangs nicht, beim ersten Kinobesuch hat Manuela noch gekniffen, den Schatz an die Kasse geschickt. Heute macht sie das selbst, weil eben nichts passiert. Die Frau an der Kinokasse fragt wo man sitzen möchte, was es kostet, und wünscht viel Spaß. Genau wie der Mann der die Karten korrigiert, und die Frau die das Popcorn verkauft.

Das möchte Manuela weitergeben, draußen ist schön, draußen tut nicht weh, draußen macht Spaß. Wenn die Partnerin dabei ist macht es natürlich noch mehr Spaß. Das ist ja alles andere als selbstverständlich. Weder dass die Partnerin überhaupt davon weiß, noch dass sie an solchen Ausflügen teilnimmt. Das ist ein großes Geschenk für Manuela, das ist eher selten als die Regel.

Bei allem Spaß und aller Offenheit, die Gesellschaft ist noch längst nicht so weit dass man total locker damit umgeht. Familie, die meisten Freunde, Nachbarn, Kollegen, keiner von denen kennt Manuela. So wird es wohl auch bleiben. Einige enge Freunde kennen Manuela, vielleicht auch der eine neugierige Nachbar. Wenn es draußen noch hell ist und Manuela in das Auto ihrer männlichen Persönlichkeit steigt, dann kann das schon passiert sein dass jemand hinter der Gardine gelauert hat. Das ist dann die Kategorie „na und“.