Die Schule – Teil 1 – Die Vorgeschichte

Ursula Lehmann war eine Frau von Anfang 40, sie war nett und fleißig, arbeitete seit vielen Jahren als Angestellte in einem größeren Büro. Sie war alleinstehend, ihre Ehe war vor mehr als 10 Jahren geschieden worden, eine neue Partnerschaft hatte sich irgendwie nicht ergeben. Eigentlich hätte sie keine größeren Sorgen gehabt, ihre Wohnung war bezahlbar und ihr Gehalt war nicht schlecht und reichte gut für Lebensunterhalt und einen Urlaub im Sommer. Das Problem in ihrem Leben war 17 Jahre alt und hieß Michael. Ihr Sohn war das was man ein faules Stück nennt, sein Leben bestand aus Fernsehen und sich von seiner Mutter bedienen lassen. Ob es der fehlende Vater war oder ob Ursula etwas in seiner Erziehung falsch gemacht hatte, sie wusste es nicht, aber die Situation belastete sie immer mehr. Der Junge ließ sich nichts sagen, weder von seiner Mutter noch von den Lehrern in seiner Schule. Beinahe regelmäßig wurde sie von seinem Klassenlehrer zum Gespräch eingeladen, aber alle Erziehungsversuche scheiterten. Es war eigentlich völlig klar dass er den Schulabschluss nicht schaffen würde, seine Noten waren durchweg schlecht und außer einem Wunder gab es nichts was daran etwas ändern würde.

Es war an einem schönen Frühlingsnachmittag als Ursula mal wieder bei ihrer besten Freundin Karin Wiegand zu Besuch war, die beiden kannten sich schon seit der Schulzeit. Karin war ebenfalls alleinstehend, ihre erwachsene Tochter lebte seit einiger Zeit mit ihrem Freund zusammen. So war es für Karin immer eine willkommene Abwechselung wenn sie ihre Freundin zu einem gemütlichen Kaffeeklatsch einlud. Die beiden Frauen konnten sich wirklich über alles unterhalten, und zwangsläufig kam dabei auch immer wieder das Gespräch auf Michael und die Probleme die er seiner Mutter ständig bereitete. Karin kannte das Früchtchen ja seit er ein Baby war, und sie konnte Ursula und ihre Situation sehr gut verstehen. Sie selbst hatte ja mit ihrer Tochter Daniela eine ähnliche Zeit erlebt, das Mädchen war genauso faul und bequem, ließ sich genauso wenig sagen und wäre beinahe als faules dummes Mädchen ohne Abschluss erwachsen geworden.

Damals ergab sich für Karin die einmalige Chance ihre Tochter in einer Hauswirtschaftsschule unterzubringen, eine Privatschule die es sich zur Aufgabe gemacht hatte genau solche Mädchen wie Daniela auf den richtigen Weg zu bringen, das alles mit einem wirklich geringen finanziellen Beitrag der Eltern. Es war dem großen Engagement der Direktorin und ihrer Mitarbeiterinnen zu verdanken dass für einen beachtlich großen Teil der Schülerinnen das Leben eine positive Wendung erreicht werden konnte. So war der zweijährige Aufenthalt in der Schule auch für Daniela ein wirklicher Glücksfall. Es hatte zwar einige Monate gedauert bis die Erziehungsmethoden der Schule ihre Früchte trugen, aber am Ende der Ausbildung war das einst so freche und faule Mädchen nicht mehr wiederzuerkennen.

Tja, Michael ist leider ein Junge, diese Schule ist wohl nichts für ihn, stöhnte Ursula Lehmann, die Verzweiflung war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. So beendeten die beiden Freundinnen ihr Gespräch über die ungezogenen Kinder und wandten sich wieder den angenehmen Themen zu, eins davon war der Urlaub der nicht mehr so weit weg lag. Karin holte ein Fotoalbum aus dem Schrank, es enthielt Bilder aus ihrem Urlaub in Griechenland den sie damals gemeinsam mit ihrer Tochter verbracht hatte, es war eine Belohnung für den erfolgreichen Abschluss der Hauswirtschaftsschule. So verbrachten die beiden Frauen noch einige Zeit mit jungen und alten Erinnerungen, bis Ursula sich schließlich auf den Heimweg machte.

Es vergingen einige Tage bis Ursula kurz vor Mittag einen Anruf erhielt. Am Telefon meldete sich eine Manuela von Hohenstein, sie stellte sich als Direktorin der Hauswirtschaftsschule vor. Sie hätte einen Anruf von Frau Wiegand erhalten, der Mutter von Daniela, die habe ihr sehr ausführlich und hilfesuchend die Situation mit ihrem Sohn Michael geschildert. In ihrer Schule würden zwar nur Mädchen unterrichtet, aber sie sei der Meinung dass man sich zu einem Gespräch zusammensetzen sollte um zu schauen ob es vielleicht doch eine Möglichkeit gäbe dem Michael zu helfen. Ursula Lehmann war sehr überrascht, vor allem aber freute sie sich über das Angebot, schließlich galt es ja jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen. Also verabredete sie sich mit der Direktorin für den kommenden Samstag zu einem Gespräch, um 15 Uhr würde sie in der Schule erwartet.

Fortsetzung

2 Gedanken zu „Die Schule – Teil 1 – Die Vorgeschichte

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