Draußen (2)

Nach dem ersten Mal, nach der Erkenntnis dass draußen keine wilden Tiere warten, kam schnell der Wunsch nach Wiederholung, der Wunsch nach neuen Erlebnissen. Diesmal sollte es etwas mehr sein als ein Eis das die Partnerin kauft. Irgendwann war sie da, die Idee, unser Chinese sollte es sein. Nicht weit von zuhause gab es ein kleines Bistro wo wir eigentlich schon Stammkunde waren.

Man bestellte direkt an der Theke, der kleine Chinese der immer die Bestellung aufnahm war wortkarg aber fix bei der Arbeit. Bestellung an der Theke, das würde schon etwas mehr sein als abseits stehen und sich ein Eis mitbringen lassen. So war der Plan. Kleidung, Make-up, Perücke.

Das Wetter war doof, im Juni 2009, vor dem Klimawandel. Wir gingen den Weg aus dem Haus, runter zur Hauptstraße, die paar Meter bis zum Bistro. Tür auf, rein, und – die wenigen Tische alle besetzt. So ein Mist, die ganze Zeit gefreut und jetzt das. Umkehren, Essen mit heim nehmen? Draußen gab es noch ein paar Tische, aber das Wetter war ja doof, es hatte gerade erst aufgehört zu regnen. Egal, wir wollten bleiben, also draußen sitzen.

Es dauerte nicht lange, ein Kellner kam, zwei Speisekarten, er wischte den feuchten Tisch nochmal ab, sein Blick blieb an Manuela kleben. Wie schon gesagt, Manuela bleibt nicht unerkannt, das markannte Gesicht. Schon mal zwei Cola bestellt. Einmal die Speisekarte durchgeschaut, mein Lieblingsgericht war schnell gefunden, Bami Goreng. Speisekarte zugeklappt, auf den Kellner gewartet.

Es dauerte nicht lange, aber es kam nicht der Mann von vorhin, es kam ein anderer Kellner. Auch er schaute Manuela sehr lange an, so als hätte er noch nie eine Transe gesehen, in einer Stadt mit 200.000 Einwohnern. Nachdem wir unsere Bestellung aufgegeben hatten, schauten wir uns erstmal an, fragten uns ob es Zufall war dass für Speisekarte und Bestellung nicht der gleiche Kellner kam. Eigentlich hat doch jeder seine Tische.

Nach fünf Minuten war es klar, es war kein Zufall, das Essen brachte tatsächlich ein dritter Kellner, wir wussten bis dahin gar nicht dass die so viel Personal hatten. Offensichtlich war Manuela eine Art Highlight, eine Abwechslung zwischen süß-sauer und Frühlingsrolle. Das Essen war lecker, wie immer, und wir hatten Spaß. Humor ist wohl das beste Mittel gegen Nervosität, denn nervös war Manuela, es war ja erst der zweite Ausflug nach draußen.

Draußen, da wo man gesehen wird. Manchmal zieht man auch die Blicke auf sich, aber unangenehme Situationen hat es in all den Jahren nie gegeben.

Ein Gedanke zu „Draußen (2)

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